Die Tage, die ich dir verspreche (Lily Oliver)

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Broschiert: 368 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426516764
ISBN-13: 978-3426516768
Preis Broschiert: 9,99 €
Preis eBook: 9,99 €

Klappentext:

»Du hast Glück, Gwen, alles wird gut, Gwen.« Seit ihrer Herztransplantation hört die junge Frau nichts anderes mehr. Doch statt Lebensfreude empfindet sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der für sie gestorben ist. In ihr reift ein ungeheuerlicher Plan: Sie will ihr neues Herz verschenken und postet einen entsprechenden Aufruf in einem Internetforum. Dessen Moderator Noah geht zum Schein darauf ein. Est als Gwen vor ihm steht, merkt er, wie verzweifelt sie wirklich ist …

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„Ich will, dass es aufhört“

Was geht in einem Menschen vor, der durch eine Herztransplantation ein neues, ein zweites Leben geschenkt bekommt? Ist es tatsächlich immer so, dass man vor lauter Glück und Überschwang schier auseinanderplatzen könnte? Oder gibt es auch Menschen, die nicht mit der Tatsache klar kommen, dass für ihr Weiterleben ein anderer sein Leben hat lassen müssen?

Gwen ist 19 Jahre alt und hat viel Zeit ihres Lebens im Krankenhaus verbracht. Nach einer erfolgreichen Herztransplantation und anschließender REHA-Maßnahme, wurde sie nun in ihr „neues Leben“ entlassen. Von allen Seiten hört sie die Aussage, dass sie Glück hatte, dass sie nun wieder neu durchstarten kann, dass sie all das tun kann, was sie tun möchte und, dass alles wieder gut werden wird.

Gwen sieht das – leider – anders. Sie leidet jede Nacht unter Albträumen. Sie quält sich mit der Tatsache, dass für ihr neues Leben ein anderer Mensch sterben musste. Weil niemand sie verstehen würde, frisst sie ihren Kummer in sich hinein, versinkt in Depressionen und eines Tages kann sie mit dieser Schuld nicht mehr umgehen – sie möchte dieses unliebsame Herz verschenken und sterben. Sie meldet sich in einem Forum für Herzpatienten an und eröffnet dort einen Thread, in welchem sie nach einem Empfänger für ihr Herz sucht. Noah, der Moderator dieses Forums, hat keine Ahnung, welche Lawine er mit seinem darauffolgenden Handeln in Gang setzt. Er löscht Gwens Thread – weil er denkt sie wäre ein Troll – und auf ihre Nachfrage warum er das getan hat, antwortet er:

„Weil ich das Herz für mich selbst will. Komm doch einfach her.“

Gwen setzt sich ins Auto und fährt nach München…….


„Die Tage, die ich dir verspreche“ beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sicherlich jeder von uns in seinem Leben schon einmal Berührung hatte. Organversagen, Organspende, Organtransplantation und die daraus resultierende Freude, wenn jemand den man liebt und der auf der Spenderliste steht, dann auch wirklich ein Organ bekommt und weiterleben darf. Lily Oliver beschreibt in ihrem Roman nun aber die andere Seite der Medaille – Gwen ist nicht himmelhochjauchzend sondern zu Tode betrübt. Sie kommt mit ihren Schuldgefühlen nicht klar, sie will dieses doofe Herz nicht (mehr) und sie möchte sterben, damit jemand anderer dieses Herz haben und damit glücklich werden kann.

Wirklich, Noah. Den Gedanken, das Herz könnte mit mir sterben, halte ich kaum aus. Jemand wollte, dass ein Menschenleben durch dieses Herz gerettet wird, und dem will ich nicht im Weg stehen, verstehst du? Es ist das Einzige, was mich davon abhält….

Am Anfang des Buches macht Gwen es mir sehr schwer, sie zu mögen. Das hängt wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass ich es nicht verstehen kann, dass man sein Leben wegwerfen möchte. Natürlich kenne ich Menschen mit Depressionen, aber ich kann dieses Gefühl, diese Leere, die man dann empfindet, nicht nachvollziehen. Für mich ist Leben etwas wertvolles, etwas, was einem manchmal jede Kraft abverlangt. Das Leben kann wirklich manchmal ein riesengroßes Arschloch sein, aber trotzdem ist es nichts, was man einfach wegwirft, weil man keine Lust mehr darauf hat. Deswegen finde ich Gwen zu Anfang der Geschichte recht bockig und egoistisch, denn sie ist nur darauf fixiert, wie sie dieses Herz und somit auch ihr Leben loswerden kann. An manchen Stellen hätte ich sie gerne genommen und mal so richtig geschüttelt, aber sie braucht meine Einmischung nicht – sie findet Noah.

Noah ist Student und Sohn einer Herzchirurgin. Als Moderator eines Forums für herzkranke Menschen ist er quasi der Türsteher, derjenige der entscheidet, ob jemand Zugang zu diesem Forum bekommt oder nicht. Nachdem er Gwens Beitrag gelöscht und sie quasi aufgefordert hat zu ihm zu kommen um ihm das Herz zu geben, muss er sich nun auch um sie kümmern, als sie tatsächlich am nächsten Tag vor seiner Türe steht. Noah sieht sich nun einer Verantwortung gegenüber, die er eigentlich alleine gar nicht tragen kann: Gwen möchte ihm ihr Herz schenken, dazu müsste sie sich logischerweise umbringen.

Das Buch ist kapitelweise wechselnd aus der Sicht von Noah und Gwen in der Ich-Forum geschrieben und so erfährt man als Leser die Gedanken von beiden Protagonisten, ihre Ängste und was ihnen so durch den Kopf geht. In Noahs Gegenwart fängt Gwen langsam an sich, zu entspannen und je mehr sie ihren Tunnelblick verliert, desto lieber mag ich sie. Sie wächst mir langsam aber sicher ans Herz. Noah mochte ich von Anfang an und auch wenn es da eine Sache gibt, für die man ihm gerne einen kräftigen Tritt in den Hintern geben würde, ist er genau der Mensch, den Gwen braucht.

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Nachdenken über das Thema Organspende und wie man selbst dazu steht, aber auch darüber, warum es einem so schwer fällt, nahestehenden und/oder geliebten Menschen zu sagen was man gerne möchte, was man gerade braucht oder eben nicht. Warum stehen wir uns so oft selbst im Weg, wenn es um unser eigenes Seelenheil geht?

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das noch lange in mir nachklingen wird.

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Challenges_flower

Stadt-Land-Challenge: ~ auch  hier wieder nix ~
Sparstrumpf-Challenge: Buch mit mehr als 300 Seiten – 2,00 €
Deutsche Autoren-Challenge: Lily Oliver (Alana Falk)

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7 Antworten zu Die Tage, die ich dir verspreche (Lily Oliver)

  1. tarlucy schreibt:

    Ein sehr interessantes Thema. Ich habe schon lange einen Spender Ausweis auch meine Körper will ich spenden. Das gab schon einige Diskussionen – Meine Mutter z. B. „Wo soll ich denn trauern, wenn Du vor mir gehen solltes“ – Am besten gar nicht…aber ein Foto an der Wand von mir sollte genügen…Aber ich hänge genügend am Leben um solch ein Geschenk auch anzunehmen, wenn ich es denn mal bräuchte…

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    • JanaBabsi schreibt:

      Ich bin tatsächlich zwiegespalten – ich habe keinen Spenderausweis. Natürlich möchte ich gerne ein Organ, falls ich mal selbst eines brauche und eigentlich ist es mir egal, was nach meinem Tod mit mir passiert. Aber die Einwilligung zu geben, dass man mir Organe entnimmt, fällt mir nicht leicht.

      Schwieriges Thema, finde ich.

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      • tarlucy schreibt:

        Allerdings. Ich habe mich schon früh entschieden, da ich generell gegen diese Beerdigungssache bin. Es gibt zwar mittlerweile gute alternativen mit anonymen Beerdigungen, aber nach genauem Überlegen bleibe ich dabei. Natürlich hat man auch Angst wegen Organhändlern, aber ich hoffe bisschen auf Glück. Und will auf keinen Fall meine Familie entscheiden lassen müssen..Aber es ist wirklich sehr schwer…

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  2. Das liest sich wirklich interesant, ich glaube das kommt auf meine Wunschliste. Tolle Rezenson.

    MfG Wurm200
    http://wurm200.blogspot.de/

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