Tief im dunklen See (Amy Nordberg)

Eine vollkommen schräge Ermittlerin

Klappentext:
Einer Brandserie rund um den Schluchsee folgt der Fund zweier bestialisch verstümmelter Leichen. Die Toten wurden nicht nur kunstvoll zur Schau gestellt, sondern weisen auch versengte Gliedmaßen auf. Für die Dorfbewohner des beschaulichen Schwarzwaldortes steht fest, der „Kohlebruckner“ ist erneut den Tiefen des Sees entstiegen, um Rache zu üben. Die eigenbrötlerische Kommissarin Helen Winter glaubt nicht an die Schauergeschichten und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Die grausamen Leichenfunde setzen ihr zwar zu, doch die Aufklärung der Morde ist ihre einzige Möglichkeit, die drohenden Konsequenzen des gegen sie angestrebten Dienstverfahrens abzuwenden. Helen beginnt, tief in der Vergangenheit des Ortes und seiner Einwohner zu graben. Obwohl sich das ganze Dorf in Schweigen hüllt, kommt sie dabei dem Täter gefährlich nahe. Und schon bald steht Helen selbst im Fadenkreuz …


Uff, ich weiß überhaupt gar nicht, was ich zu diesem Buch sagen/schreiben soll.

Der Plot gibt eigentlich eine gute Geschichte her. Rund um den Schluchsee werden Leichen gefunden. Die Leichen sind verstümmelt und die Gliedmaßen weisen Verbrennungen auf. Der Fundort und die charakteristischen Merkmale an den Leichen lassen für die Dorfbewohner nur einen Schluss zu: Der Kohlebruckner hat mal wieder Rache geübt.

Beim Kohlebruckner handelt es sich um den Sohn des alten Bruckner, der vor vielen Jahren – von seinem Vater im Kohlenkeller des Hauses eingesperrt – in einem Feuer ums Leben gekommen ist. Im Zuge der Baumaßnahmen für den Staudamm wurden Jahre später Teile von Wüstung Schwarzhalden, Blasiwald, Aha-Eule und von Schluchsee geflutet, darunter auch die damals abgebrannten Häuser und alle paar Jahre kommt der Kohlebruckner aus den Tiefen des Schluchsees nach oben und rächt sich für das Unrecht, das ihm geschehen ist, weil ihm damals niemand geholfen hat.

Die Menschen im Schwarzwald sind, weit verbreitet, auch heute noch abergläubisch, weswegen die Polizei bei ihren Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens stößt. Niemand möchte der Nächste sein, der vom Kohlebruckner geholt wird. Die Polizei ist hier komplett auf sich alleine gestellt.

Und so schlage ich nun die Brücke zu Polizeioberkommissarin Helen Winter, die seit elf Jahren, drei Monaten und zwölf Tagen Polizistin ist. Anfangs könnte man das Verhalten von Winter noch als „merkwürdig“ bezeichnen, nicht zuletzt auch, weil sie von ihren Kollegen regelrecht gemobbt wird. Bei der Aufklärung dieses Falles muss sie jedoch Ergebnisse liefern, da aufgrund anderer Geschehnisse ein Dienstordnungsverfahren über ihr schwebt, welches sie eventuell verhindern, auf jeden Fall aber abmildern könnte, sofern sie im Fall Kohlebruckner „funktioniert“.

Je weiter ich jedoch lese, desto öfter stelle ich mir die gleiche Frage wie Helens Vorgesetzter:

„Sagen Sie, wie haben Sie es eigentlich auf diese Weise zur Oberkommissarin gebracht? Es ist mir schlicht ein Rätsel.“ (Kapitel 9)

Im Klappentext wird Winter als „eigenbrötlerisch“ bezeichnet, was schlichtweg eine Untertreibung ist. Ich war von Anfang an von ihr und ihren „Merkwüdigkeiten“ einfach nur genervt.

Am Fundort der Leichen angekommen geht Winter zuerst einmal in den Wald und verharrt dort in vollkommener Reglosigkeit. Dem Verhalten und den Aussagen ihrer Kollegen nach ist es nicht das erste Mal, dass sie sich „versteckt“ bis andere die Arbeit erledigt haben. Sie unterliegt dem zwanghaften Verhalten, ihre Handgelenkt minutenlang unter kaltes Wasser zu halten, um sich damit zu beruhigen, gerne geht sie auch zur Toilette um sich zu übergeben. Sie schafft es nicht, einen ihr aufgetragenen Bericht über den Stand der Ermittlungen fristgerecht zur Teamsitzung zu erstellen, sie führt ihr zugewiesene Befragungen nicht durch oder befragt die falschen Zeugen. Alle ihre Verfehlungen in diesem Fall führen dazu, dass Winter beurlaubt wird – was sie jedoch nicht davon abhält auf eigene Faust zu recherchieren, um den Fall alleine zu lösen.

Hilfe bekommt sie unerwartet von Außen, es wird offensichtlich, dass ihr persönliches Schicksal etwas mit dem aktuellen Fall zu tun hat und letztendlich findet sie heraus, wer die Morde begangen hat und warum.

Die Autorin geht nicht näher auf das Verhalten der von ihr erschaffenen Ermittlerin ein und ich hatte gehofft, dass sich im Laufe der Geschichte aufklärt, warum Winter so ist wie sie ist. Für mich zeigt sie starke Eigenschaften einer Person, die von einer Autismus-Spektrum-Störung betroffen ist. Man möge mir verzeihen, aber eine Person mit so auffälligen psychosomatischen Problemen gehört nicht in den Polizeidienst – und wäre unter normalen Bedingungen auch nie im Polizeidienst gelandet – und von daher war die ganze Geschichte für mich einfach unrealistisch.

Auch wenn ich von Anfang an von Winter genervt war, habe ich das Buch zu Ende gelesen, weil die Geschichte rund um den Kohlebruckner mir gefallen hat. Sollte es jedoch einen nächsten Fall für Kriminaloberkommissarin Helen Winter geben, werde ich diesen nicht verfolgen.

Ich danke der Autorin Amy Nordberg und dem Verlag dp DIGITAL PUBLISHERS für die Überlassung des Leseexemplares.

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3 Antworten zu Tief im dunklen See (Amy Nordberg)

  1. BuchBesessen schreibt:

    Der Fall klingt interessant, aber ich verstehe total, dass du mit der Protagonistin in dieser Geschichte nicht klarkamst. Schade.

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  2. Rina schreibt:

    Schade um diese interessante Story – gerade so Aberglaube hat ja was spannendes. Aber so eine Ermittlerin – puh. Das ist anstrengend

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